Etwa 60 Millionen Menschen sind in Europa an Diabetes mellitus erkrankt, das sind etwa 10,3 % der Männer und 9,6 % der Frauen im Alter von 25 Jahren und darüber. Die Prävalenz von Diabetes mellitus nimmt in Europa in allen Altersgruppen zu, was hauptsächlich auf die Zunahme von Übergewicht und Adipositas, ungesunder Ernährung und Bewegungs-
mangel zurückzuführen ist. Weltweit sterben jährlich etwa 3,4 Millionen Menschen an den Folgen von Diabetes. Die WHO geht davon aus, dass sich die Zahl der Todesfälle durch Diabetes zwischen 2005 und 2030 verdoppeln wird.1 In Österreich wird die Diabetesprävalenz auf etwa 5 – 7% geschätzt.2 Da bereits Vorstufen des Diabetes („Prädiabetes“) mit erhöhtem Risiko für Erkrankungen der Blutgefäße (koronare Herzkrankheit, Schlaganfall) und einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert sind, braucht es effiziente Strategien zu Früherkennung und Prävention.3
Diabetes mellitus bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, denen eine Erhöhung des Blutglukosespiegels, die Hyperglykämie, gemeinsam ist. Klassische Symptome von schwerer Hyperglykämie sind eine erhöhte Urinausscheidung, ein gesteigertes Durstempfinden, Müdigkeit und Leistungsabfall, anders unerklärbarer Gewichtsverlust, Sehstörungen und Infektanfälligkeit bis hin zu einer durch das Hormon Insulin ausgelösten Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) mit Gefahr eines Komas. Ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel bewirkt eine Störung des Hormons Insulin, welches für die Aufnahme von Glucose in die Körperzellen verantwortlich ist, und ist mit Langzeitschäden und Funktionsstörungen verschiedener Gewebe und Organe (Augen, Nieren, Nerven, Herz und Blutgefäße) assoziiert.4 Die Unterteilung des Diabetes mellitus erfolgt in 5 Typen basierend auf klinischen Merkmalen wie Autoimmunität (das ist eine Unfähigkeit eines Körpers, gewisse Bauteile als eigene zu erkennen), Alter, Body Mass Index (BMI), Langzeitblutzucker (HbA1c), Funktion der Insulin-produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse und dem Ausmaß, in dem Körperzellen auf das Hormon Insulin ansprechen (Insulinsensitivität).5
Die Diagnose des Diabetes erfolgt anhand von Blutzucker in nüchternem Zustand, oralem Glukosetoleranztest und dem Langzeitblutzucker (HbA1c). Für jeden Menschen mit Diabetes mellitus sollte ein individuelles Therapieziel festgelegt werden. Basis der Diabetestherapie bildet eine Modifikation des Lebensstiles mit gesunder Ernährung (ausgewogen, ballaststoffreich und basierend auf gesunder Mischkost), ausreichend Bewegung (mindestens 30 min/Tag, 5-mal/Woche bei moderater Intensität, 2-mal muskelkräftigendes Training/Woche) und bei Bedarf einer Gewichtsreduktion (vom Ausgangsgewicht abhängig etwa 5-10%). Eine Veränderung des Lebensstils kann bei Vorstufen des Diabetes langfristig sehr wirksam einer Diabetes-Erkrankung vorbeugen, in Studien konnte das Diabetesrisiko um 39% gesenkt werden. Als therapeutische Maßnahmen stehen je nach Diabetestyp verschiedene Medikamente zur Verfügung.4
1 World Health Organisation (n.d.). Diabetes. Diabetes EURO (who.int)
2 Schmutterer I, Delcour J, Griebler R (Hrsg.). Österreichischer Diabetesbericht 2017. Wien: Bundesministerium für Gesundheit und Frauen, 2017
3 Huang Y, Cai X, Mai W, Li M, Hu Y. Association between prediabetes and risk of cardiovascular disease and all cause mortality: systematic review and meta-analysis. BMJ. 2016;355:i5953. doi:10.1136/bmj.i5953. BMJ 2016;i5953:355
4 Harreiter J, Roden M. Diabetes mellitus – Definition, Klassifikation, Diagnose, Screening und Prävention (Update 2019). Wien Klin Wochenschr 2019;131[Suppl 1]:S6–S15. https://doi.org/10.1007/s00508-019-1450-4
5 Zaharia OP, Roden M. Eine neue Diabetesklassifikation für präziseres Management. Diabetes Forum 02/2022. Eine neue Diabetesklassifikation für präziseres Management | Diabetes Forum (medmedia.at)